16.                           Wewelsburg, d. 13.6.1946
                                  Metz, d. 1.Juli.

        Mein Liebster!
Vater ist heute morgen um 7 Uhr gestorben. Gut, daß er nun
alles überstanden hat. Er hat in den letzten Tagen, besonders
in der letzten Nacht viel gelitten. Der Tod war eine Erlösung für
ihn, er möchte sicher mit niemanden von uns tauschen. Aber
das Sterben ist doch schwer. Zum ersten Mal in meinem Leben
habe ich das miterlebt. Heute morgen ist Vater dann ganz
ruhig eingeschlafen. Er liegt so friedlich und so schön im Sarg,
ich möchte nur immerzu bei ihm sein un ihn begucken.
Daß Vater nun für immer von uns gegangen ist, will mir noch
garnicht in den Sinn. Es ist schwer für uns, aber trotzdem kann ich
den Herrgott nur dafür danken. Liebster, Du wirst ja mit uns für
seine Seele beten!? Sonntag um 1 Uhr ist die Beerdigung.
Gestern abend hatte Vater manchmal noch klare Momente.
Ich sagte ihm, ich wolle Dir schreiben, ob ich Dich grüßen solle.
Das solle ich tun, sagte er mir darauf. In den ersten Tagen war
es schrecklich wie sehr er Otto vermißte. Um Otto tut es mir
ja auch furchtbar leid.
Waldo, liebster, warum bekomme ich keine Post mehr von Dir?
Der letzte Brief ist vom 5. Mai. Ich denke, Du kommst bald,
ich freue mich schon darauf. Am Dienstag haben wir mit
dem Pastor die Wallfahrt nach Verne gemacht. Schön war es, es hat
mir gut gefallen. Auf dem Hinwege haben wir gebetet u. gesungen
auf dem Rückwege haben wir uns unterhalten.
Ich bin sehr müde, in der letzten Nacht habe ich wenig geschlafen.
Gute Nacht!
             Herzlichst grüßt Dich
                          Deine Josi.

    Auch Mutter, Hanna u. Lothar lassen Dich grüßen.

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Blatt 1/2 von 1946.06.13 Brief Josi an Franz



Blatt 2/2 von 1946.06.13 Brief Josi an Franz