Wewelsburg, d. 7.2.47
Dortmund, d. 14.2.47
Mein liebster Franz!
Heute morgen will ich Dir schnell alles Neue schreiben. Ganz herzlich danke ich
Dir für Deine Karte. Hoffentlich hast Du meinen Brief mit den Marken für B.
erhalten
Hast Du schon wieder etwas von Kirchlinde gehört? Ach, wenn es doch klappen
würde! Am nächsten Samstag komme ich also nach dort. Ich bin
dann schon 10:31 h in Dortmund-Süd. Liebster, ich freu mich schon so auf Dich.
Es ist doch auch mal etwas anderes für mich.
Vorgestern habe ich mich wieder frisch erkältet. Stell Dir vor, am
nachmittag mußte ich Mist aufladen. Willi frug zwar ganz anständig,
aber es ist doch ein tolles Stück. Es sind genug Leute zu haben. 1941 haben
Hanna u. ich in dem Frühjahr 60 Fuder allein aufgeladen. Da hat uns
das nichts ausgemacht, man bekam ja keine Arbeitskräfte. Ich glaube heute
brächte ich das kaum fertig, ich habe jetzt noch einen Muskelkater.
Einem Dienstmädchen würde man das nicht anbieten. (hier in der Gegend nicht)
Und andere Bauernmädchen denken nicht daran. Daß wir hier im Vergleich
zu andern, so schuften müssen, daran ist Mutter schuld, sie hat es ja
immer so gemacht. Nun genug davon, Arbeit schändet nicht u. tot bin ich
noch nicht davon gegangen. Gott sei Dank kommen für mich bald andere
Zeiten! Liebster Waldo, ich bringe Dir auch etwas ganz Schönes mit.
Es wird Dir bestimmt Freude machen.
Eben war ich wieder beim Saake. Sobald es wärmer wird, macht er uns
den Rahmen. Heute ist es ja wieder lausig kalt. Marias Schule macht
1 Woche Grippeferien.
Vorgestern war Heinrich hier. Bei Klingenthal in Salzkotten hat er eine Küche
bestellt. Dienstag muß er 5 Ztn. Hafer hinbringen. Gestern morgen, Willi u.
Herr Wölki waren nicht da, haben Hanna u. ich das Korn organisiert, u. gleich
im Handwagen nach unten gebracht. Es war keine Kleinigkeit. Heinrich täte
das nicht für uns. Vielleicht wäre er für sich zu feige. Aber von uns
nimmt er das als selbstverständlich hin. Ob er wohl später, wenn wir verhei-
ratet sind, mal daran denkt. Ich würde ihn ja nie erinnern. Wir sind so
vorsichtig an's Werk gegangen, daß Willi nichts merken wird, es war sehr
schwierig. ---- Gelegentlich will Mutter aber doch dem Chef sagen, daß
wir Korn zum Schmieren für Möbeln haben müssen. Ich bin auf die Antwort
gespannt. Dienstag kommt mein Vetter mit seiner Frau, der Busse aus
Bredenborn. Du hast ihn damals, als Du von Salzuflen kamst, kurz bei Wiechers
kennen gelernt. Der wird Mutter schon gegen Willi aufhetzen. Er hat Willi
im vorigen Winter ganz gründlich seine Meinung gesagt.
Ich werde schon dafür sorgen, daß ich Möbeln bekomme.
Für heute laß mich Schluß machen, vielleicht krieg ich morgen einen Brief
von Dir.
Du kommst also bestimmt Samstag in 2 Wochen! Dann kannst Du Deine
fertige Wäsche mitnehmen. In der Fastnachtwoche ist hier religiöse Woche.
Tausend liebe u. herzliche Grüße empfange von
Deiner Josi.
Die ganze Familie mit Ausnahme von Willi, läßt Dich herzlich grüßen.
download klein.pdf gross.pdf (bitte etwas Geduld)