18. - Sonntag, d.15.Sept.1946. Liebe Mutter! Vorgestern habe ich Deinen
lieben Brief vom 1.Sept. erhalten. Habe vielen herzlichen Dank. Ich hoffe, daß Du
auf dem Besuch in Dortmund vieles erreicht hast. Denn den Brief, den Du
von Dortmund geschrieben hast, habe ich noch nicht bekommen. Ich nehme
an, daß ich jetzt schneller zu Hause bin, als durch ein Gesuch. Dies ist sicher
einer der letzten Briefe, die ich schreibe. Vor allen Dingen, es geht mir
noch gut. In der letzten Woche habe ich sehr viel Arbeit gehabt. Ich
weiss nicht, wie es kam. Drei Mann habe ich ins Lazarett bringen müssen.
Und dann ein Transport nach dem anderen geht weg von hier. Ich hoffe,
dass ich beim letzten dabei bin. Was Papa vom 1.Nov. gelesen hat, kann
schon stimmen. Wenn ich von Münster aus entlassen werde, gehe ich zu-
erst nach Paderborn. Von dort mit dem Zug nach Wewelsburg zu Josi. Und
dann komme ich mit Josi zu Euch. Und wenn Ihr keinen Platz in Berge
habt, dann schlafe zuerst auf dem Heuboden. Gerade war es Zeit zur Abendmesse.
Ich hab nochmal gut gebetet. Ich hoffe doch, dass es klappt. Aber so bepackt werde
ich nicht ankommen. Denn ich nehme nichts mit, damit sie mir nichts mehr abnehmen können.
Denn die letzten beissen die Hunde. Es wird ungeheuer gefilzt, wie es in der Fachsprache heisst.
Später können wir uns dann alles genau erzählen, wie es mir ergangen ist.
Im allgemeinen kann ich nicht klagen. - Es grüßt Euch ganz herzlich Euer Franz.
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