29.                           Wewelsburg, d. 11.Aug. 1946
                                  Metz, d. 24.8.46.

    Mein liebster Waldo, heute abend empfange die aller-
herzlichsten Grüße von Deiner Josi. Das Wetter ist heute so schön, wie
zum Wandern geschaffen. Heute nachmittag haben wie einen Spazier-
gang nach Schlimmes Breien gemacht. Du hast mir so gefehlt.
Ich mußte immer daran denken, daß ich mit Dir auch öfter da war.
Hoffentlich können wir bald alle die schönen Spaziergänge wiederholen.
Ich habe mir wieder den Fuß verknackst, bin nur so nach Hause gehum-
pelt. Er ist an einer Stelle wieder ganz dick, schmerzt aber nicht mehr
so toll. Morgen werden wir schon mit der Getreideernte fertig. Die Ernte
ist verhältnismäßig gut, aber der Kunstdünger fehlt doch. Das Wetter
war immer sehr günstig. Im vorigen Jahr, bei dem lang anhaltenden
Regen ist viel verdorben. Unserer Mutter geht es gesundheitlich sehr
schlecht. Wir machen uns solche Sorgen, hoffentlich lebt sie noch
lange. Mir geht es gut, nur das schreckliche Warten auf Dich reibt
auf. Ich kriege sicher bald wieder einen Brief von Dir. Es kommen
nur ganz wenige aus der Gefangenschaft zurück. Salmesschnei-
ders Jupp will bald heiraten. Seine Braut ist von Haaren.
Sonst wüßte ich nichts Neues. Was soll ich auch immer schreiben.
Ich hoffe immer, Du erhälst diesen Brief nicht mehr. Du kommst
bald. Und sollte es nicht der Fall sein diese letzten Wochen werden
auch vorüber gehen. Wir wollen nicht am Schluß noch mutlos werden
u. verzagen. Liebster, ich warte in Treue u. heißer Sehnsucht auf Dich.
Das ist ja doch das Beste was ich Dir schreiben kann. -- Von Mutter
u. allen anderen soll ich Dich herzlichst grüßen.

In der Hoffnung, daß es Dir verhältnismäßig gut geht u. wir
uns bald wiedersehen sendet Dir die innigsten Grüße
      Deine immer an Dich denkende
                              Josi.

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Blatt 1/2 von 1946.08.11 Brief Josi an Franz



Blatt 2/2 von 1946.08.11 Brief Josi an Franz