7.Juni 1946. Werte Familie Kloppenburg, Liebste Josi! Zu Eurem Schmerz durch den
Tod Eures lieben Vaters bezeige ich Euch meine herzlichste Teilnahme. Ich werde für seine
Seelenruhe mit euch beten und eine hl. Messe lesen lassen. -- Liebste Josi, Deinen lieben Brief
mit der Nachricht vom Tode Deines Vaters bekam ich am letzten Montag. Gerade einen Tag vorher
am Sonntag hatte ich Dir den letzten Brief geschrieben. Dies ist jetzt der Brief Nr.7, den ich
Dir von hier schreibe. Wer hätte gedacht, dass es so lange dauert mit der Entlassung. Der 1. Juli ist
schon lange vorbei und Aussicht, dass hier Schluss wird, ist noch nicht zu erwarten. Jetzt habe ich in einer
Zeitschrift gelesen, dass alle Kriegsgefangenen aus der amerikanischen Zone bis 1.Nov. entlassen
seien. Dann habe ich ja noch Aussicht lange hier festzusitzen. Es ist keine Gerechtigkeit mehr in der
Welt. Und auf die Worte des Papstes wird nicht gehört, weil die Welt nicht christlich ist. Wenn wir mal wieder
zu einem bescheidenen Leben kommen, können wir zufrieden sein. Aber Josi mache Dir keine Sorgen
um mich. Mit Essen und Bekleidung ist bei den Amis keine Not. Es ist nur die Unfreiheit und Arroganz der
A. worunter wir zu leiden haben. Und die Ungewissheit, wann den nun eigentlich Schluss ist, zermürbt einen.
Ich kann keine Vorsorge für die Zukunft treffen. Nur Du kannst schon etwas tun, soweit es in Deinen Kräften steht.
Siehe, wir müssen ganz von vorne anfangen. Und ich muss in der Ausbildung in meinem Beruf auch noch etwas tun.
Nur gut ist, dass ich das Staatsexamen habe. Setze Dich doch mal mit meiner Mutter in Verbindung, ob Du nicht mal
dort hinfahren kannst. Und schreibe ihr, dass es mir noch gut geht. Wenn ich Glück habe, bin ich bei der nächsten Ent-
lassung dabei. Hier ist sonst noch alles beim alten. Lass uns weiter beten und treu zueinander halten. Ich nehme
Teil an Deiner Trauer und grüße Dich herzlichst, Dein immer an Dich denkender Franz.
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