3.II.46.
Liebste Josi! Gestern erhielt ich die erste Nachricht von
Dir. Wie habe ich mich gefreut, daß es Dir noch gut geht.
Wenn es auch nur fünfundzwanzig Worte und Dei-
ne Adresse sind, so kann ich doch sehr vieles daraus
lesen. Wo nun zwei von Deinen Brüdern wieder zu Hause
sind, konntest Du auch von Hause weggehen, um noch et-
was zu lernen. Bist Du zu guten Leuten gekommen?
Der arme Otto wird wohl genau so festgehalten wie ich.
Aber denke nicht, daß ich mich irgendwie verpflichtet
hätte. Ich warte genau so sehnlichst wie jeder andere hier
auf unsere Entlassung in die Freiheit(?). Weihnachten und
Neujahr warst Du zu Hause, wie ich am Poststempel sehe. Meinen
Eltern wird es wohl auch gut gehen, wenn Du Dich mit Ihnen
schreibst. Mit Hilde geht es ja schnell. Nun habe ich ja et-
was von Dir erfahren. Hoffentlch kommt bald ein langer
Brief an. Am meisten hat mich erfreut die zwei Worte „in
Treue.” Das erfüllt mich mit großem Glück und tiefem Em-
pfinden für Dich, mein liebes Mädel, an Dich denke ich
immer und grüße Dich herzlichst, Dein Franz.
download klein.pdf gross.pdf (bitte etwas Geduld)