Wewelsburg, d. 2.V.47

          Mein herzliebster Franz!
Heute abend muß ich mich sehr beeilen mit diesem Brief. Um 8 h ist Herz-Jesu-
u. Maiandacht u. anschließend wollen Fr. Happe, Hanna u. ich nach unten.
Vorgestern hatte Wewelsburg einen sehr aufregenden Tag. Es waren Tommies hier.
Sie machten bekannt, daß ein jeder der irgendwelche Gegenstände aus der Burg
hätte, sie sofort abgeben müßte oder wenn etwas gefunden würde sie bestraften.
Anschließend folgten dann die Haussuchungen. Einige sind ganz gemein vorge-
gangen. Lüttig haben sie sogar verdroschen. Die 6 Tommies, die bei uns waren,
waren sehr anständig. Bei uns war ja auch nichts zu finden. Auf dem Balken,
Futterbühnen u. überall wurde gesucht. Zum Glück sind wir unten verschont
geblieben. Zwar haben wir die Badeeinrichtung rechtlich von einem Bibelforscher
erworben, aber darauf nehmen sie keine Rücksicht. Wir haben auch die Quittung nicht
mehr. Die Sachen sind nicht gestempelt u. in keiner Weise erkenntlich. Aber Fr. Pritsch-
mann hat das damals spitz gekriegt.
Vorgestern ist Frl. Happe gekommen u. bleibt bis Montag. Willi hat zu ihr gesagt,
sie gehöre genau so gut zur Hochzeit nach Fürstenberg wie er. Das lautet ja
nun doch so, als wollte er sie heiraten. Hoffen wir das Beste. Ich habe nun auch
festgestellt, daß sie sehr nett ist. In 3 Wochen wirst Du sie auch kennenlernen.
Die Hochzeit ist endgültig am 22. also am Donnerstag vor Pfingsten. Ich freue
mich schon so, denn dann bist Du ja wieder bei mir. Sehnsüchtig warte ich darauf.
Gestern abend war hier Ball. Willi, Otto, Frl. Happe, Hanna u. ich waren hin.
Erst hatte ich keine Lust, denn ich hatte in Ahden genug davon gekriegt.
Aber wider allen Erwarten war es sehr schön. Wir hatten reichlich zu trinken.
Ich habe immer bedauert, daß Du nicht dabei sein konntest. Die Musik war
sehr gut u. hat fleißig gespielt. Auch war die Stimmung gut, garnicht so
wild und wüst wie in Ahden. Um 2 h war schon Schluß.
Dieses Wetter ist ja furchtbar, so kalt und regnerisch. Trotzdem waren wir gestern
nach Böddeken u. es war schön. Hoffentlich kriegen wir in diesem Sommer
recht viele schöne Sonnentage, damit Du Deine Leinenhosen auch oft tragen kannst.
Ich habe noch viel Arbeit vor der Hochzeit. Ich habe mich nun dazu entschlossen
Rosi einen Sommerpullover zu schenken. Den muß ich nun noch stricken.
Du fährst also morgen in einer Woche nach Berge. Hoffentlich arbeitet der
Schneider Deinen Anzug gut.
Heute nachmittag war der Pastor hier. Er war sicher neugierig Frl. Happe
kenne zu lernen. Jetzt muß ich Schluß machen. Habt ihr noch immer so
viel Arbeit?
      1000 liebe u. süsse Küsse
      u. viele herzliche Grüße sendet Dir
              Deine Dich treu liebende
                          Josi.

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Blatt 1/2 von 1947.05.02 Brief Josi an Franz



Blatt 2/2 von 1947.05.02 Brief Josi an Franz