12. Wewelsburg, d. 22.5.1946
Metz, d. 13.6.46.
Herzliebster Waldo!
Wie froh u. glücklich bin ich, daß Du alle meine Briefe
erhälst. Ich möchte Dir so gern Dein Los als Gefangener erleichtern. Gestern bekam
ich Deinen lieben Brief vom 5.5. u. die Karte (ohne Datum) auf der Du Dich für
meinen Brief Nr. 4. bedankst. Ich habe mich so über Deine lieben Zeilen gefreut.
Wie lieb von Dir, daß Du Dich noch so genau an die zusammen verlebte Zeit von vor 3 Jahren
erinnerst. Es war ein glücklicher Sommer. Liebster, manchmal sehne ich mich ganz
schrecklich, mit allen Fasern meines Herzens, nach Dir. Vor Dir möchte ich mein ganzes
Herz ausschütten. Wärest Du doch erst hier u. könntest mich für ganz mitnehmen.
Mit Letzterem werde ich wohl noch ein Weilchen warten müssen. Hoffentlich kommst
Du wirklich bis zum 1. Juli. Obwohl ich so schrecklich, oft schmerzlich warte, kann
ich es mir doch nicht vorstellen, daß ich Dich wirklich einmal wieder haben soll.
Du wirst mir mein Gleichgewicht zurück geben. Vielleicht soll ich auch allein u. ohne
Dich mit allem fertig werden. Aber Liebster mache dir keine Sorgen, ich bin u. will
doch immer nur Deine Liebste, Deine Braut, sein. Liebster, vergiß nicht für mich zu
beten u. vertrau weiter auf mich. Ich werde Dich nie enttäuschen.
Der A. würde mich heiraten wenn er noch ledig wäre u. ich ihn wollte. Aber ich
würde niemals glücklich mit ihm, denn ich glaube, er könnte auch mir nicht treu
sein. Mit seiner Frau verstehe ich mich ausgezeichnet. Es tut mir leid, daß er seine
Frau nicht mag, sie ist allerdings furchtbar verliebt in ihn. Jeder Außenstehende
meint, es wäre eine überaus glückliche Ehe.
Nun ist es genug von diesem Thema. Liebster, ich möchte Dich nicht beunruhigen.
Du kennst Deine Josi doch u. weißt, daß ich Dich liebe. Oder sollte ich diesen Brief
besser garnicht abschicken? Aber ich möchte immer, daß Du mir alles schreibst u. sagst.
Und ich kann doch von Dir nicht etwas verlangen, was ich selbst nicht halte.
Schade, daß die Briefe alle auf sind, die Du schreibst. Ich traue dem Brieftr. u. auch
Lettops zu, daß sie die Post erst lesen. Du solltest deswegen keine Hemmungen haben.
Geh bitte auf diesen Brief ein, aber sei vorsichtig.
Heute abend ist ein ziemliches Gewitter, aber mich kann das nicht erschüttern.
Meine Briefe an Dich nach Dinker habe ich nicht zurück bekommen. Sonst
hätte ich sie Dir aufbewahrt. Mutter u. Hanna waren krank. Über Heinrich
habe ich mich gewundert, er trocknete ab u. stand heute morgen
zum Melken auf. Das Melken habe ich wieder übernommen.
Niggemeiers Tante geht es wieder besser. Gestern ist Hannes Vater beerdigt.
Der nächste wird wohl der Lettops, der Vater von der „Schönen Adelheid” sein.
Adelh. ist anscheinend wieder in Umständen.
Liebster ich bin so müde, ich kann nicht mehr, Gute Nacht!
In Liebe u. Sehnsucht immer
Deine
Josi.
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