Wewelsburg, d. 31.VII.47
Mein über alles geliebter Waldo!
Als ich heute morgen Deinen lieben Brief, auf der
Post, in Empfang nahm, war ich ganz glücklich
u. wurde noch gücklicher als ich ihn las. Ich habe
mich unsagbar gefreut. Du, mein Heißgeliebter, werden
wir Samstag in 1 Woche wieder zusammen sein?
Es wäre wunderbar, zudem haben wir noch über vieles
zu reden. Was macht die Wohnungsfrage? Mit dem
Schwimmen kann es dann, so befürchte ich, nichts
werden. Heute sind es nämlich 3 Wochen, als ich
meine Tage zuletzt hatte. Das ist schade, aber vielleicht
ist das Wetter auch nicht danach. Du mußt aber
vorher in Berge anfragen, ob ich nach dort kommen
kann. Ich freue mich schon so auf unser Wiederseh'n.
Gestern u. heute habe ich Namen in meine Wäsche
gestickt. Das ist im Moment meine Lieblingsbeschäfti-
gung. Ich kriege ein neues Sonntags- u. neues
Werktagskleid. Annel. näht mir die Sachen erst nach
den Ferien. Mein Brautkleid hätten wir zusammen aus-
suchen müssen. Aber ich kann Dich ja auch an unserem
Hochzeitsmorgen damit überraschen. Liebster, wie gücklich
werden wir sein. Endlich ist der größte Tag bald da.
Vielleicht hole ich Dich heute in 4 Wochen schon ab. --
Mutter hat auch einen schlimmen Durchfall gehabt.
Es geht nun wieder besser. Willi hat am Dienstag schon
wieder gemäht, obwohl ihm sehr elend war. Jetzt geht
es ihm wieder viel besser. Morgen wird der letzte
Hafer gemäht. Otto nimmt sich in der nächsten Woche
seinen Urlaub, um uns zu helfen.
Das Rezept für Kathi hast Du vergessen. Kathi wartet
so sehr darauf.
Daß Du dem Dr. Wiegmann die Kartoffeln schenken solltest,
sagte ich Dir schon. Du hast schwer dran schleppen
müssen. Otto hat Dich am Paderborner Bahnhof gesucht
um Dir zu helfen, doch sah er Dich nur noch im
letzten Augenblick.
Der Fonferech u. der Büker spazierten wieder ganz ungeniert
hier herum, bis die Polizei sie dann heute morgen abführte.
Lothar hat gestern auf Libori 10 M ausgegeben. Ich
versteh ja nicht, wie man dem kleinen Kerl so viel
Geld in die Hand geben kann. Der Lothar wird ganz
falsch erzogen. Hoffentlich machen wir es später besser.
In dieser Beziehung traue ich Dir schon etwas zu. --
Straßen Franz ist vorgestern aus russischer Gefangenschaft
nach Haus gekommen.
Otto wartet darauf, daß ich diesen Brief beende,
er will ihn morgen früh mit nach Paderb. nehmen.
Hast Du den Film schon weggebracht, wann sind die
nachbestellten Bilder fertig. Das Geld von den Fürstenbergern
habe ich hier noch liegen.
Du hast hoffentlich auch heute meinen Brief bekommen.
Ich möchte Dich immer froh u. glücklich machen.
In diesem Sinne gibt Dir ein ganz süßes Küsschen
u. grüßt Dich 1000 mal
Deine
Josi.
Von Mutter soll ich Dich besonders grüßen.
Sie frug gerade, ob ich nun „mein lieber Mann” schriebe.
Da mußte ich doch lachen.
Heute nacht haben wir die Ratte in der Küchenkammer
gefangen. Meine Raucherkarte will ich Dir nun immer
schicken. Jetzt will ich in's Bett gehen. Ganz lange
brauche ich nicht mehr allein zu schlafen.
Von allen, oben u. unten herzliche Grüße.
Deine Josi.
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