16. - Samstag, d. 1.Sept.1946. - Liebe Mutter! Am selben Tag, als ich Dir die
letzte Karte schrieb, bekam ich noch Deinen lieben Brief vom 18.August. Habe
herzlichen Dank dafür, daß Du mir alles Neue und Deine Sorgen mitteilst.
Ach wäre es erstmal so weit, daß hier Schluss ist. Heute ist schon der 1.Sept.
Bis zum Schluss dieses Monats wird es noch dauern. Wenn Euer Gesuch auch um-
sonst ist, und ich vielleicht Mitte Oktober ankomme, das schadet nicht. Es
kann auch noch länger dauern. Es ist nicht schön, uns hier noch festzuhalten
wo die Arbeit schon zu Ende ist. Ich habe auch nicht mehr viel zu tun. Die Kran-
ken sind meist fort und es passiert nicht mehr so viel, weil überall keine Arbeit
mehr ist. - Schreib mir bitte sofort wenn Walter angekommen ist. Der hat Glück
gehabt. Wie geht es Rüssmanns? Haben sie Nachricht von Kuno? Grüsse sie
von mir. Grüsse auch Probst von mir. Ich will auch mal einen Brief an
ihn schreiben. Aber ich weiss seine Adresse nicht. Sonst muss ich einfach ans Hospital
schreiben. Nun will ich auf Deine Fragen eingehen. Digitalis-Tabletten gibt man fürs
Herz, zur Herzstärkung bei Herzinsuffiziens, pro Tag eine Tablette. Nicht länger als 2 bis 3
Wochen lang. Und Antineuralgica sind gegen Kopfschmerzen, so eine Art Grippe-
tabletten. - Und hast Du unser Haus jetzt wieder gesehen, wie sieht es aus? Grüsse auch
Frau Kaltenbach. - Mir geht es hier noch gut, und hoffe, daß bald Schluss ist. Ja, ich
bin ein Pechvogel, muss warten bis zum Schluss. Es grüßt Dich und Papa recht herzlich Dein Franz.

download klein.pdf gross.pdf (bitte etwas Geduld)

Blatt 1/1 von 1946.09.01 Brief Franz Gertrud