13. Sonntag, den 18.8.46. Meine liebe Mutter! Über Deinen letzten Brief habe ich mich sehr gefreut.
Er kam mit einem Brief von Josi an. Und heute morgen erhielt ich noch einen von Josi. Gerade als ich
zur Messe gehen wollte. Heute habe ich mal wieder gedient. Unser Pfarrer macht den Altar immer sehr schön.
Du tröstest mich so, ich solle nur ja aushalten. Ja, ich muss sagen, es geht mir hier noch ganz gut. Ich wohne
mit dem Sani im Revier, wo wir es ganz gemütlich haben, wenn man nicht soviel gestört wird. Heute abend ist
es schön ruhig hier. Ich kann froh sein, dass ich in meinem Beruf arbeiten kann. Aber ich kann mich nicht fortbilden.
Eine grosse Freude und Genugtuung für mich ist, dass Du und Josi so gut für mich sorgt, wo ich nichts tuen kann.
Und mitnehmen kann ich von hier nichts, wo ich alles im Überfluss habe. Manches aber auch wieder nicht. So fehlt vor
allem die Freiheit. Ich will nicht klagen, wenn ich Januar nach Hause komme und es ist alles so, wie Du
schreibst. Die Zeit wird auch rumgehen. Gott, der Herr, entschädigt mich für das, was ich alles habe mit-
machen müssen. Jetzt geht es mir wieder gut. Jetzt habe ich wieder solche Zeiten wie in St. Dizier. Nur hatten
wir da mehr Freiheit. - In der engl. Zone ist es ja sehr schlecht, besonders in den Städten, wie man im allgemeinen hört.
Hoffentlich hört der Hass (tanmol?) bald auf. Der Osten ist ein ganz trauriges Kapittel. - Wenn Du ein saftiges Gesuch
auf Entlassung auf die Beine bringen kannst mit engl. Stempel, dann mache das. Der Probst wird es vielleicht können. Ich kann
nichts unternehmen. Ich müsste mich höchstens unbeliebt machen, dann kommt weg, wie ein Stabsarzt hier. Wenn mir der Ameri-
kaner Schwierigkeiten machen will, schmeisse ich die Brocken hin. Aber dafür ist er wieder zu schlau. - Dem Alfons kannst Du nur sagen,
wenn er nicht an einer Herzkrankheit sterben will, dann soll er das Rauchen aufgeben. Denn das „Sportherz” sogenannt kann es nicht
vertragen, obwohl leichte Arbeit förderlich ist. Was macht Papa? Schreibe der Josi auch so das Neueste. Mir geht es
noch gut und hoffe nur, dass ich bald hier fortkomme. Betet weiter gut für mich. Es grüsst ganz herzlich Dein Franz.
        Die Adresse ist jetzt einfacher.

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Blatt 1/1 von 1946.08.18 Brief Franz Gertrud