(6)           Oberberndorf den 29.4.46
                    Metz, d. 24.5.

    Mein lb. Franz!
Die herzlichsten Sonntagsgrüße sendet
dir deine Mama. Gestern waren Trutchen
und ich nach Rudelheim zur Kommunionfeier
des kleinen Franz. Immer in Gedanken
bei dir mein lb. Franz und jeden Tag
mit großer Sehnsucht auf dich wartet.
Wir müssen uns jetzt noch solange gedulden
bis du mein lb. Franz kommst, dann
erst können wir anfangen zu bauen.
Jos in Rudelheim sagte nur so zuerst
müßten wir um Genehmigung
einreichen, damit wir wüßten, wie dikkes
Holz wir verbrauchen müssen. Deims(?)
müßte auch an Holz gespart werden.
Der Architekt hat das Holz 50 dick angegeben,
wie es früher gewesen ist. Jos. meinte dazu
bekämen wir sicher keine Genehmigung.
Das dicke Holz hat Jos in Rudelheim
die bauen auch ihr Haus von dem
Holz. Pappa habe ich auch sofort ge...? denn
ich muß dann nach Dortmund und überlege
wann du kommst, dann müssen wir sehn

daß wir in Dortmund unterkommen und dann
selbst aufräumen. Ich habe oft keine Ruhe
mehr. Wir wollen doch wieder ein echtes
Heim haben, So arbeite ich von Morgen
bis Abend und dann müssen wir noch
jeden Tag 2 M Kostgeld zahlen, das tut
mir doch oft sehr leid. Onkel und Tante
in Berge kennen keine Not, sonst könnten
sie nicht so handeln. Ich komme sehr gut
mit ihnen aus, denn alles Gackern kann
nicht helfen. Pappa hat auch immer gearbeitet
Runkeln hacken, Dreschen, und was es
so für Arbeiten gibt. Seid Montag bin ich
hier und und will noch 8 Tage bleiben. Ich
habe noch keine Kopfschmerzen gehabt.
Wo kommen nun meine Kopfschmerzen
her, denn in Berge war ich keine Woche
ohne Kopfschmerzen. Anna meinte ich
arbeitete zu viel, und ich würde mich
sicher heimlich grämen. Es tut mir
auch oft sehr leid, wo ich so viel arbeite
und dann noch 1 M dazu bezahlen
muß. Wenn sie auch für Pappa 1 M

rechneten, das konnte ich ...gessen.
Sonntag arbeite ich auch. Vorigen Sommer
hatten wir vom Amt 200 M bekommen,
um uns was anzuschaffen. Da sind wir
mit ausgekommen bis Januar, Jetzt
kommen wir ja mit dieser Rente
aus. Stam(?) mein lb. Franz da wollen
wir ihnen verzeihen. daß sie uns so
behandeln. Seidem die Jungens wieder
da sind, ists nicht mehr so gut. Am Tisch
wird sparsam geteilt und ...(?).. bis
alle im Bett sind. Dann gehts Essen los
Wie schön wenn mann für sich ist.
Aber mein lb. Franz schreibe nichts
von diesem, sonst kann ichs da nicht
mehr aushalten. Die Jungens sind sehr
gehessig, Johannes ist 19 Jahre und
gab sich ein Frau mit Kind, die Frau
ist 26 Jahre, das war ein Flüchtling aus
Schlesien. Da wurde die Frau vorausgejagt.
Jetzt kam wieder eine junge Frau

mit Kind, da sagte ich das ist aber nichts
für uns Johannes. Da zeigte er an den
Kopf und sagte ich hätte den Vogel.
Ich habe für mich gelacht und nichts gesagt.
Von der Zeit an grüßt er mich nicht
mehr. Ich ..(?) deshalb meine
Arbeiten wie sonst auch, das stört mich
nicht. Nun mein lb. Franz hoffendlich kommst
du bald, dann können wir alles besprechen.
Es tut mir doch oft sehr leid, daß wir nicht
nach Pittmanns gegangen sind. Dort hätten wir
kommen(?) für uns sein. Wie gehts dir denn
mein lb. Franz? ich weiß, daß es dort nicht
so gut ist, wie in dem anderen Lager, nun auch
das geht vorbei, denn einmal bist du
frei. Wünsche dir alles Gute und bald
ein frohes Wiedersehen mit uns und der
lb. Josefa. 1 Juni ist Josefa wieder daheim,
dann muß ich mal hinfahren.
            Viele herzliche Grüße von
        Pittmanns, besonders von Mama.

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Blatt 1/4 von 1946.04.29 Brief Gertrud an Franz



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