Wewelsburg, d.24.II.45
2.IV.45 erh.
Lieber Franz!
Deine Karte habe ich erhalten, auch
Deinen Neujahrsbrief. Bist Du verwundert
darüber, daß ich Dir noch nicht eher geschrie-
ben habe. Deiner Mutter habe ich sofort
geantwortet. Ich bin fest davon überzeugt,
daß sie Dir den Inhalt meines Briefes
geschrieben hat. Also weißt Du doch, warum
ich habe nichts von mir hören lassen.
Ich hatte mir vorgenommen, Dir nie mehr eine
einzige Zeile zukommen zu lassen. Aber viel-
leicht ist das doch nicht richtig. Daß Du
dem Herrn Pastor geschrieben hast, habe ich
durch Frl. Tusch erfahren. Allerdings weiß
ich nicht genau, was in dem Brief stand.
Ich warte auf eine passende Gelegenheit,
um das vom Herrn Pastor zu erfahren.
Er d.. ...sen, daß seine Schwester
mir das verraten hat.
Hättest Du mir einen vernünftigen und
netten Brief geschrieben, so hätte ich doch
schon eher von mir hören lassen. Deine
Karte finde ich direkt lächerlich.
Seit wann redest Du mich mit „Sie” an?
Ich bin erstaunt darüber, daß Du
mitten in Deinen Staatsexamensarbeiten
Zeit hast, an mich zu denken. Vor einem
Jahr redetest Du ganz anders. --
Ich wünsche Dir trotz allem alles Gute.
Hast Du schon promoviert, wie weit bist
Du mit Deinem Staatsexamen? Ich wün-
sche Dir, daß Du es vollenden kannst.
Wie geht es Deinen Eltern und Deiner
Tante? Sie sind doch wohl nicht mehr
in Dortmund, in dieser Hölle!? Steht
Euer Haus noch?
Mir geht es den Verhältnissen entsprechend
gut.
Es grüßt Dich
Josi
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